Mittwoch, 20. Februar 2008

Die Hölle ist heute zugefroren

Ohne größere erkennbare Werbeaktivitäten veröffentlichte Adobe Director 11 - das ich den Tag noch erleben durfte...



Den Kommentar von Niko halte ich hiermit nachträglich nochmal in Ehren. Und da ja an der hiesigen Uni wie auch anderswo die Software immer noch viele Liebhaber hat werden wohl auch einige Lizenzen verkauft werden - und ich habe mich irgendwie auch drauf gefreut. Warum? Director war mal mein Hauptarbeitsprogramm (zu der Zeit als es noch CD-Roms gab, gefühlt kurz nach Einführung des Farbfernsehens). Und zu dem hat man ja schließlich immer eine sorgfältig gepflegte Hass-Liebe. Und was erfreut denn nun anno 2008?

Die 'Top features in Director 11' sind laut Adobe... [trommelwirbel gedacht]
-Support for more than 40 video/audio/image file formats
-Native 3D rendering with DirectX 9 support
-AGEIA™ PhysX™ engine
Und beglücken wollen Sie damit 'Multimedia application authors, 3D game developers, and education and training application authors'

Folgende Überlegungen basieren auf meinen Kenntnissen von Director MX2004 und der Adobe Website - wer mehr weiß korrigiere mich bitte!

Der File Support erscheint mir wie eine Resterampe - namentlich die 'neuen' Features SWF der Version 8 und DVD-Video. AS3 ist schon lange raus und rockt. Selbst übers Netz gucke ich heute z.B. mit Joost Videos in HD-Auflösung, lokal sowieso. Was will ich mit DVD-Video?
Die 3D- und Physik-Engine müßte man mal in Aktion sehen - die Havok-Engine für Direktor war vor 5 Jahren schon echt der Hammer. Andererseits hat DirectX 9 auch schon ne Staubschicht, oder?

Es hat so lange gedauert, Director 11 rauszubringe - ich hatte wirklich gehofft, Adobe hätte eine Idee gehabt, einen Plan, wo sie mit dem Programm hinwollen. Bei Flash haben sie das ja bereits mehrfach geschafft. Bei Director nicht, schade. Ich meine: Wer an Internet Applications schraubt, bastelt mit Ajax und Flex/AS3 rum. Bei Desktop Apps scheint mir Air für Crossplatformentwicklungen im kommen zu sein (und da reißt sich Adobe ja auch nen Marketingarm aus). Wer ernsthaft Spiele macht, lizensiert eine bekannte Engine. Und für E-Learing/Guided Tours hat Adobe mit Captivate, RoboHelp und Authorware gleich 3 effektive Spezialisten-Programme im Portfolio. Schade.
Was bleibt neben den letzten loyalen Alt-Usern als Rest-Zielgruppe? In Anlehnung an Holm Friebe vielleicht der Waschbärartige gemeine Powerpoint-Nutzer - damit kann man schließlich auch fast alles irgendwie machen.

Schade, das Adobe dem Programm keine Liebe mehr gegönnt hat. Die Programmierer tun mir echt ein wenig leid. Wie gering die Erwartungen seitens des Herstellers sein mögen zeigt sich vielleicht auch daran, das man die Software in keinster Weise in die CS-Familie einreiht (sonder einfach weiter durchzählt) und sich auf der Startseite aktuell nur ein winziger Hinweis im News-Fließtext zur neuesten Veröffentlichung des Hauses findet. Das ganze erinnert mich irgendwie an Pagemaker 7. Ja, das gabs auch mal. Auch das war eindeutig „Too little, too late.“ Einmal sag ich noch schade.

Wer Director 11 benutzen möchte, kann von mir aus gerne zu den letzten standhaften Hypercard-Usern gehen (am Ortsausgang links in das Wäldchen glaub ich). Ich bin dies Wochenende zum PV3D-Workshop bei FITC in Amsterdam.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Michael, ich kann nur sagen dass dein Vergleich mit Powerpoint und Hypercard banal ist.

Ja, ich finde es auch sehr enttaeuschend dass Adobe so lange mit dieser neuen und lange ueberfaelligen Version auf sich warten lassen hat.

Die wesentlichste Neuerung ist jetzt allerdings unterstuetzung fuer Vista und Intel Macs.

Dann waehre noch zu erwaehnen: Unicode unterstuetzung. Das Multiuser Xtra wurde wiederbelebt. Und die Benutzeroberflaeche ist an aktuelle Masstaebe angepasst worden.

An der 3D Engine wurde nichts weiter entwickelt, ausser jetzt eben DirectX9 rendering. Und die neue AGEIA Physik Engine, die soweit ich das mitgekriegt habe, doch sehr cool sein soll.

Von Adobe selbst ist zu hoeren dass sie an weiteren Updates und einem Director 12 arbeiten, mit dem endlich auch die 3D Engine auf einen zeitgemaessen Stand katapultiert werden soll.

Director 11 ist in dem Sinne nur eine Uebergangsversion, in der die Programmarchitektur grundsaetzlich, was auch lange ueberfaellig war, ueberholt worden ist. Und was zuviel Zeit in Anspruch genommen haette um das Programm selbst viel mehr zu Erweitern.

Ich kann nur sagen: Ich werde weiter mit Director arbeiten. Director ist schnell und unkompliziert, und ausserdem durch Xtras beinahe beliebig erweiterbar. Und Ich kann so ziemlich alles damit realisieren was ich mir vorstelle.

Natuerlich greift man bei grossen Projekten auf komplexere Architekturen zurueck, aber gerade fuer einen offenen, experimentellen Arbeitsansatz ist Director einfach am besten geeignet, und auch leistungsfaehig genug.

Ich kann nur hoffen das Adobe sein Versprechen auch haelt und uns mit D12 ueberraschen wird. Haetten sie nicht noch was vor mit dem Programm, haetten sie sich auch diese Version sparen koennen.