Sonntag, 18. Mai 2008

The End of the world as we know it



Southland Tales ist der Film, an dem Richard Kelly 2001 gleich nach Donnie Darko anfing zu arbeiten. Die Vorabkritiken waren 2005/2006 ziemlich mies, der Verleih (Sony) hat sich lange geweigert ihn überhaupt rauszubringen, jetzt gibts ihn in Deutschland direkt auf DVD. Meine Erwartungen waren dementsprechend gleich Null und wurden grade so total enttäuscht, das ich das hiermal schreiben muß...

„Im Film geht es um das Ende der Welt. Es ist eine Komödie, eine Love Story und ein Musical in einem.“ sagt der Autor und Regisseur im Making-Of und das stimmt und auch wieder nicht. Vielleicht ging es eigentlich um die Säulen der amerikanischen Gesellschaft (für Kelly wohl christlicher Glaube, Politik, Popkultur und Pornografie), ihr Zusammenwachsen und ihre Unfähigkeit, Lösungen für die großen Probleme des dritten Jahrtausends zu finden? Vielleicht war es eine (Irak-)Kriegs-Fantasy-Comicverfilmung?
Okay, ich kann nicht wirklich sagen, was das eigentlich grade war. Sicher ist mal, das Munitionsverbrauch und Bodycount sich in gehobenen Dimensionen bewegen. Das klingen etwas, als wäre der Film ein Trash-Boll(-)werk, isses aber nicht. Wenn der stimmige Ambient-Soundtrack (von Moby) die elegischen Bilder noch weiter steigert, haben mir einige Stellen definitiv Gänsehaut erzeugt.

Die endgültige Schnittfassung dauert nur noch knapp 3 Stunden, in denen ich bestimmt 10 Szenen nochmal zurückgespult habe, weil ich dachte 'Nein, das ist jetzt nicht wirklich passiert' - immerhin isses ein Hollywood-Film. Aber alles ist passiert. Die Handlung will ich nicht erzählen, aber man kann sie auch kaum spoilern denke ich. So knapp angerissen: Der Film beginnt mit einer Atombombenexplosion in Texas und nimmt dann langsam fahrt auf: Die USA marschieren in diverse Länder ein und starten so einen dritten Weltkrieg, die Handlung spielt aber praktisch nur in Southland, an der (sonnigen) US-Westküste rund um Venice Beach im Jahre 2008 im Präsidentschaftwahlkampf. Vielleicht hat die Filmfirma ihn daher genau jetzt doch noch aus dem Giftschrank geholt. Vielleicht isses auch Zufall.

Als Vergleich kamen mir spontan genau 2 Filme in den Sinn:
Brazil von Gilliam, weil Southland Tales einige Hollywood-Standarts total übererfüllt und sich gleichzeitig auf viele Erzählkonventionen völlig mit dem Hintern draufsetzt, auch und grade Dinge, die man als stilbewußter Filmemacher eigentlich wirklich nicht bringen kann (nur ein Beispiel: Blutflecken die genau ein Portraitbild von Jesus Chirstus bilden - hallooho?!?)
Fountain, weil Richard Kelly als extrem begabter Filmemacher genauso wie Aronofsky in The Fountain wirklich alles mit einem Film will, ihm manches dann nicht gleichzeitig gelingt und er vielleicht einfach etwas zu viel riskiert (aber hey, das muß man überhaupt erstmal hinkriegen...)

Genauso wollte ich Southland Tales am Ende einfach mögen, obwohl ich nicht wirklich weiß warum. Wie schon Donnie Darko hat der Film keine rasanten Aktionszenen und ich fand ihn trotzdem packend, ohne Schockmomente irgendwie gruselig und ohne Pointen manchmal schreiend komisch. Der Film fängt auf zig Ebene mit vielen Charakteren verschiedenen Handlungsstränge an, anders als z.B. bei den letzten David Lynch-Filmen fand ich das Ende aber nicht unbefriedigend und irgendwie rund. Ich kann einfach nicht sagen, das es ein großartiger Film ist, eher trashig auf einem so hohen Niveau, das es mich echt etwas verstört hat. Eine dystopische Fieberfantasie, die mich die 3+ Stunden aber definitiv gut unterhalten hat.

Donnie Darko hat keiner in Kino sehen wollen und auf DVD wurde es dann ein Riesenerfolg. Laßt uns einfach alle Southland Tales auf DVD gucken, dann bekommt Richard Kelly bestimmt doch wieder Geld für einen neuen Film und vielleicht wird das dann ja ein totaler Geniestreich. Oder zumindest noch ein Film, der mich wieder ein wenig verunsichert :)


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

herr kelly dreht schon wieder... keine angst... THE BOX heißt sein nächster film.... danke, für deinen bericht, werd´ versuchen ihn morgen zu bekommen.. beste grüsse, sash