Wir wählen was
Wahltag: Bündnis 90/Die Grünen liegen in meinem Wahl-O-Mat Ergebnis heuer nur auf Platz 3. Das öffentlich-rechtliche 3sat hyped die Piratenpartei in einem ausführlichen Kulturzeit-Beitrag und vergleicht sie sehr deutlich mit den Grünen Anfang der Anfang 80er. Sascha Lobo (als aktives SPD-Mitglied) kontert das im Anschluß ziemlich diffus damit, das die Piratenpartei in Deutschland anders als in Schweden noch keine ernsthafte Partei sind und das Peter Sunde ja Wahlempfehlungen für die Grünen ausspricht.
Den ganzen Bericht konnte ich leider nirgends finden, hier zumindest besagtes Gespräch nach dem Beitrag
Hat die 3sat-Mediathek wirklich keine embed-Funktion? Mach ich mich jetzt strafbar, den Videoschnipsel hier trotzdem händisch reinzukleben?
Mit ähnlicher Argumentation wie die Kulturzeit-Redaktion vergleichen die Ruhrbarone die Piratenpartei sogar bereits mit der SPD. Die SPD ist für mich aber seit den Äußerungen von Dr.Wiefelspütz nicht mehr wählbar, da ich die schwere Befürchtung habe, das diese die versehentlich öffentlich geäußerte Ansicht der Gesamtpartei bzw. der Regierungskoalition darstellen.
Bei meiner letzten realen Begegnung in Braunschweig hinterließen eigentlich alle Beteiligten von SPD, Linken, Grünen und Piraten einen kaum wählbaren Eindruck - Ich geh jetzt einfach los und wähl mal was.
3 Kommentare:
Ich teile eigentlich alle Kritikpunkte an der Piraten-Partei (was für ein alberner, sich selbst nicht ernstnehmender Name), die Herr Lobo da aufführt. Besonders was die Jungs zum Thema Urheberrecht zu sagen haben, überzeugt doch überhaupt nicht. Populistischer Stimmenfang, und was sie dann damit anfangen, wissen sie selbst nicht.
Ist aber wirklich keine einfache Wahl. Die Zensurbestrebungen der regierenden Parteien sprechen ja von einer dermaßen himmelschreienden Ignoranz und Dämlichkeit, dass es wehtut.
Andererseits gibt es ja auch andere wichtige Themenfelder, als die Rechtslage im Internet...
Ruhrbarone:
„Es gibt das Argument gegen die Piraten, dass es sich nicht lohnt eine kleine Partei zu wählen, sondern dass es sinnvoller ist, die Inhalte, die einem wichtig sind, in die großen Parteien einzubringen. Das Argument hat einen langen Bart und wurde schon immer von den Anhängern etablierter Parteien vorgebracht. Und es ist falsch. Es hat sich für die Arbeiter gelohnt, im 19. und 20. Jahrhundert die SPD zu wählen, um die eigenen Interessen voran zu treiben, und es war für die Ökos der 80er richtig, für die Grünen zu stimmen und nicht darauf zu setzen, dass SPD, CDU und FDP sich irgendwann einmal des Themas Umwelt annehmen. (...)
Die Wahl der Piratenpartei kann die Interessen der Netizens, der Generation C64, vorantreiben. Wenn morgen die Piratenpartei via Schweden in das Europaparlament einzieht und in Deutschland ein Ergebnis jenseits der 0,5 Prozent erreicht, sind die Forderungen einer Gruppe auf dem Tisch, um die sich die Altparteien bislang kaum gekümmert haben.
Klar, das Programm der Piratenpartei ist noch nicht dazu angetan, sie den Kanzler stellen zu lassen – aber (...) die Piratenpartei kann zu einem Muster für eine offene Kommunikation werden und sich, wenn genug Leute mitmachen, noch gut entwickeln. Parteien sind langfristige Projekte, deren großer Erfolg sich oft erst in Jahrzehnten einstellt. Die Piratenpartei ist ein spannendes Projekt – vielleicht floppt sie, vielleicht wird sie ein Erfolg. Aber eines ist heute schon klar: Wer morgen die Piraten wählt, wirft seine Stimme nicht weg. Nach all den Berichten über diese Partei wird auch der kleinste Erfolg medial große Wirkungen haben und die anderen Parteien zwingen, sich zur Digitalisierung und zum Netz zu positionieren. Das wäre doch schon mal was – und die Europawahl ist dazu eine gute Gelegenheit: Wir wählen bei der Europawahl ein Parlament, das kein Initiativrecht hat und über weite Teile des EU-Haushaltes noch nicht einmal mitreden darf. Und in das die Parteien ihre zweite und dritte Garde schicken – also kann man mit seiner Stimme experimentieren. Viel zu verlieren haben wir dabei nicht.“
Dass man bei der Europawahl nicht viel zu verlieren hat, ist natürlich ein interessantes Argument. Na denn...
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